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"Die Stoffwechselkur" - kurz erklärt

Aktualisiert: 25. März

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Willkommen zur ultimativen Diät-Revolution! Bist du bereit, in nur 14 Tagen unglaubliche 10 kg abzunehmen? Natürlich ohne Sport (weil wer hat schon Zeit dafür?) und mit genau der richtigen Mischung aus Saft, Suppe und – wer hätte es gedacht? – viel, viel Wasser und Supplementen! Aber hey, was sind schon ein paar Wochen völligen Wahnsinns, wenn du danach wie ein neuer Mensch auf der Waage stehst, oder? Also eins kann ich dir versprechen: Das Geld für die Supplemente bist du auf jeden Fall los, aber die Kilos kommen flink zurück und bleiben dir treuer denn je. Stoffwechselkuren, besonders die 21-tägigen Varianten, die immer wieder als „Wunder“ verkauft werden, folgen oft bestimmten Phasen. Die grundlegende Idee dahinter ist, den Körper zu „resetten“ oder „zu entgiften“ – was sich dann oft in drastischen, nicht nachhaltigen Diäten niederschlägt.


Phase 1: Die Vorbereitung – "Detox" und Fasten


In den ersten Tagen wirst du gebeten, deinen Körper „vorzubereiten“, indem du Nahrungsmittel weglässt, die als „Toxine“ gelten (z. B. Zucker, Alkohol, Koffein, verarbeitete Lebensmittel). Stattdessen trinkst du viel Wasser, Tees und startest möglicherweise den Tag mit einem „Detox-Smoothie“ (natürlich! 😆). Oft sind auch „Saftkuren“ Teil des Plans, bei denen du frische Säfte zu dir nimmst – manchmal auch mit grünem Pulver, um den Stoffwechsel anzuregen.


Zunächst einmal wird deine Leber sich bedanken – oder eher das Gegenteil davon. Smoothies aus der Flasche enthalten oft so viele Zuckerzusätze und Konservierungsstoffe, dass dein Körper fast mehr arbeiten muss, um den Rest der Giftstoffe rauszuspülen, als für den „Detox“ selbst. Der hohe Zuckergehalt (Fruchtzucker aus Obstsäften) belastet nicht nur die Leber, sondern auch die Nieren. Und ja, während du dir einredest, du machst etwas Gutes für deinen Körper, schieben diese Smoothies eher die „Detox-Mission“ auf einen späteren Zeitpunkt. Also, was hast du wirklich gewonnen?

Deine Leber fühlt sich mit der ersten Dosis fruchtigem Zucker nicht wie ein Wellness-Tag an, sondern eher wie ein Endspurt im „Survivor“-Marathon, während du versuchst, die letzten Reste von auch industriellen Süßstoffen (Stevia, Erythrit usw.) zu verarbeiten.

Und deine Nieren? Die denken sich: „Wirklich? Noch so ein Zuckerschub?“ Aber keine Sorge, nach den ersten 7 Tagen wirst du das Gefühl haben, deine Organe wissen endlich, wie man richtig „entgiftet“ – oder zumindest hoffen sie das, während du überlegst, ob du noch ein weiteres „Kurkuma-Ingwer-Fitness-Boost-Pulver“ in deinen Mixer kippen sollst.


Phase 2: Die Fasten- oder Low-Calorie-Phase


Jetzt kommt der spannende Teil – das Reduzieren der Kalorien. Du wirst auf stark kalorienreduzierte Mahlzeiten umgestellt. Oft geht es um „Kleine Portionen“, „Low-Carb“ oder „Low-Fat“ – auch in Kombination mit irgendwelchen mystischen „Superfoods“. Während du hier viel Gemüse und Protein zu dir nimmst, wird häufig auf gesunde Fette (wie Nüsse oder Avocados) und komplexe Kohlenhydrate (wie Vollkornprodukte) verzichtet, um das Kaloriendefizit zu erhöhen.


Ein Kaloriendefizit bedeutet, dass du weniger Kalorien zu dir nimmst, als dein Körper verbraucht. Das zwingt den Körper, gespeicherte Energiereserven (vor allem Fett) zu nutzen, um den Energiebedarf zu decken. Wenn du in einem moderaten Kaloriendefizit bist, wird dein Körper versuchen, diese Reserven während deines Trainings anzuzapfen, was zu einer Reduktion des Körperfetts führen kann.

Aber hier ist das kleine, aber feine Problem: Wenn du regelmäßig trainierst, aber zu wenig Kalorien aufnimmst, könnte dein Körper nicht genug Energie haben, um die Muskelmasse zu erhalten. Das führt möglicherweise zu einem Verlust von Muskelgewebe – was den Stoffwechsel negativ beeinflussen kann (denn Muskeln verbrennen mehr Kalorien als Fett). Und so schmelzen die Pfunde deiner Muskelmasse!


Phase 3: Die Entgiftung und Nährstoffunterstützung


Viele Kuren setzen darauf, dass sich der Körper nach der Fastenphase „reinigt“. Es wird von „Entgiftung“ gesprochen, und hier kommen viele Nahrungsergänzungsmittel ins Spiel. Zum Beispiel Leber- oder Nierenreiniger – obwohl diese oft wenig wissenschaftlich fundiert sind und sogar darmschädigend sein können. Die Idee dahinter: Dein Körper könnte während der „Entgiftung“ zusätzliche Hilfe brauchen, um Toxine besser abzubauen und auszuscheiden. Und vor allem die Proteinshakes, die alles andere als "Detox" sind, werden in dieser Phase gern empfohlen in Fitnessstudios.


Wenn du die komplette „Detox-Phase“ mit all diesen Supplementen durchziehst, könnte sich der Preis für eine 14- bis 21-tägige Kur auf 100 bis 300 € summieren – oder sogar mehr, je nachdem, wie viele verschiedene Produkte du kaufst und welche Marken du wählst. Wie du siehst, es geht immer um dein Bestes: Dein Geld.


Phase 4: Die „Erhaltungsphase“


Am Ende der 21 Tage folgt dann eine Phase, in der du langsam wieder „normale“ Lebensmittel einführen sollst. Aber (und hier wird es interessant), viele dieser Kuren empfehlen, dass du ein "gesundes" Essverhalten beibehältst und weiterhin auf Zucker, verarbeitete Lebensmittel und fettreiche Snacks verzichtest. Grundsätzlich ist das richtig, doch da du inzwischen tief in der MLM-Szene von Vertrieblern mit deren Supplementen feststeckst, hast du inzwischen auch gelernt, dass Gemüse, Obst und Fleisch 'gar keine Inhaltsstoffe' mehr besitzen, und du sowieso Supplemente nehmen musst, um dein Gewicht zu halten und gesund zu bleiben.


In manchen Fitnessstudios hast du an diesem Punkt auch schon einen Mitgliedsvertrag über 2 Jahre unterschrieben, vielleicht sogar ein Abo über Supplemente, und sitzt fest in der Falle. Zum Trost kann ich dir den Tipp geben, dass eine findige Juristin dich jederzeit aus diesen Verträgen rausholen kann, da diese gegen geltendes EU-Recht verstoßen. Denn du wirst bald merken, dass der Zauber nur von kurzer Dauer ist.


Wie effektiv sind solche Kuren?


Naja, die schnellen Ergebnisse – wie etwa ein dramatischer Gewichtsverlust – sind meist auf einen Verlust von Wassergewicht und Muskelmasse zurückzuführen, da du mit wenig Kalorien und wenig Kohlenhydraten arbeitest. Ein „echter“ Fettverlust ist in so kurzer Zeit nicht nachhaltig. Zudem können solche Kuren den Stoffwechsel auf lange Sicht sogar bremsen, wenn du deinen Körper zu schnell in den Mangel versetzt.


Warum tritt der Jojo-Effekt auf?


  1. Starker Kalorienmangel: Bei vielen Stoffwechselkuren wird die Kalorienzufuhr drastisch reduziert, oft zu stark. Der Körper reagiert darauf, indem er seinen Stoffwechsel verlangsamt, um Energie zu sparen. Wenn du nach der Kur wieder normal isst, ist der Stoffwechsel jedoch langsamer und kann mit den "normalen" Kalorienmengen nicht richtig umgehen, was dazu führt, dass du schneller an Gewicht zunimmst.

  2. Muskelverlust: Wenn du während einer Stoffwechselkur oder Diät zu wenig Protein zu dir nimmst oder generell zu wenig isst, verliert der Körper auch Muskelmasse. Da Muskeln mehr Kalorien verbrennen als Fett, sinkt der Grundumsatz (die Menge an Kalorien, die du im Ruhezustand verbrennst), und der Körper nimmt leichter zu, sobald man wieder normal isst.

  3. Wassergewicht: Oft verlieren Menschen während einer Detox- oder Stoffwechselkur auch Wassergewicht, vor allem bei drastischen Änderungen in der Ernährung (z. B. Reduktion von Kohlenhydraten oder Salz). Wenn sie danach wieder normale Lebensmittel zu sich nehmen, wird das Wasser oft schnell wieder im Körper gespeichert, und das Gewicht steigt schnell an – auch wenn es kein echtes Fett ist.

  4. Psychologische Faktoren: Viele Menschen haben nach einer strengen Diät das Gefühl, „sich etwas gönnen“ zu müssen. Dann kommen die „Binge-Eating“-Phasen, in denen man plötzlich viel mehr isst, als man eigentlich will, was ebenfalls zu einer schnellen Gewichtszunahme führt.


Der Teufelskreis


Viele, die mit Stoffwechselkuren und extremen Diäten arbeiten, setzen sich einem Teufelskreis aus: Erst schnelle Gewichtsreduktion, dann Jojo-Effekt, gefolgt von der nächsten drastischen Diät, um das Gewicht wieder zu verlieren. Und dieser Zyklus kann auf Dauer nicht nur frustrierend, sondern auch gesundheitsschädlich sein – sowohl körperlich als auch emotional.


Wie kann man den Jojo-Effekt vermeiden?


  1. Langsame und nachhaltige Gewichtsreduktion: Statt extrem niedriger Kalorienzufuhr ist es besser, ein leichtes Kaloriendefizit zu schaffen (ca. 10–20% unter dem Kalorienbedarf), das langfristig funktioniert.

  2. Erhalt der Muskelmasse: Wenn du Muskeln aufbaust oder zumindest erhältst (durch Krafttraining und genügend Protein), bleibt dein Stoffwechsel aktiver, auch während du Gewicht verlierst. So nimmst du weniger schnell wieder zu.

  3. Vermeidung von Crash-Diäten: Kurze, intensive Diäten oder Detox-Kuren können zwar zu einem schnellen Gewichtsverlust führen, aber sie sind keine langfristige Lösung. Stattdessen ist es besser, auf eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung zu setzen.

  4. Veränderung der Gewohnheiten: Anstatt nur für eine bestimmte Zeit Diät zu halten, sollte man seine Lebensgewohnheiten dauerhaft ändern, was oft langsamer, aber viel effektiver ist.


Viele meiner Klienten kommen zu mir, nachdem sie wiederholt den Jojo-Effekt erlebt haben. Sie haben unzählige Diäten und Stoffwechselkuren ausprobiert, um schnell abzunehmen, nur um später das verlorene Gewicht – und oft sogar mehr – wieder zuzunehmen. Dieser ständige Kreislauf aus schnellen Ergebnissen und der anschließenden Enttäuschung kann ziemlich frustrierend sein, sowohl körperlich als auch emotional.

Es ist häufig so, dass sie sich in einer Art „Hungerstoffwechsel“ befinden, bei dem der Körper durch ständige Kalorienreduktionen den Stoffwechsel verlangsamt und gleichzeitig Muskelmasse abbaut. Das bedeutet, dass sie nach der Diät wieder mehr Gewicht zunehmen, weil der Körper mit weniger Kalorien auskommt und die Muskeln, die den Stoffwechsel ankurbeln, nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden sind.


Nimm dich also in Acht! Du wirst bei einer Stoffwechselkur mindestens das 20-fache an Geld verlieren, wie du an Wasser- und Muskelmasse abnimmst! Das ist es nicht wert!


Kommentiert gern diesen Artikel via Chat mit euren persönlichen Erfahrungen beim Thema Stoffwechselkur. Ich freue mich auf eure Geschichten!

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